Ohlenburg (Kirchsteinbek/Billstedt-Ost)

Schon der erste Fahrplan der Kreisbahn gültig vom 18. Dezember 1907 enthielt den Bedarfshaltepunkt Ohlenburg mit der Kilometer-angabe 5,0 von Tiefstack kommend. In mehreren Zeitungsberichten der Eröffnungsfahrt wird von diesem Bedarfshaltepunkt berichtet, allerdings unter dem Namen Kirchsteinbek. Die Haltestelle befand sich in einer Höhenlage von 2,85m über NN. Von hier aus begann der steile Geestaufstieg nach Boberg - Havighorst, anfänglich mit 1:190 und dann mit 1:83 angegeben. Dieser Haltepunkt wurde auf Drängen des Altonaer Kaufmann Heinrich Adolph Lange für die Arbeiter seiner dort angesiedelten Ziegelei gefordert. Dieser besaß in diesem Landstrich zahlreiche Ländereien, die wohl zum industriellen Ausbau geplant waren. Im Gegenzug wurde vom ihm per Vertrag mit dem Kreis Stormarn das Land zum Bau der Kreisbahn kostenlos zur Verfügung gestellt und eine Weiche am Bahnhof Billwärder zur weiteren Erschließung seiner dort gelegenen Ländereien festgelegt.

Gleisplan zur Situation Ohlenburg / Kirchsteinbek / Billstedt - Ost handschriftlich auf 1946 datiert

Der obige Gleisplan bedarf im Folgendem einiger Erläuterungen. Der handschriftliche Vermerk zum Jahr 1946 beruht vermutlich auf der Tatsache der Übernahme der Betriebsführung der Kreisbahn durch die Alliierten, wie zahlreiche andere Gleispläne der Kreisbahn belegen. Zu erkennen ist eine zweigleisige Bahnhofsanlage, wobei das zweite Gleis durchgekreuzt ist. Wann dieses zweite Gleis entstand und außer Betrieb genommen wurde ist bisher noch als offene Frage zu verzeichnen. Erste Anzeichen deuten auf eine Nutzung als Güterwaggonübergabegleis hin. So wurde mit dem Hamburger Senat über die Mitbenutzung der Billwärder Industriebahn durch die Kreisbahn verhandelt, wonach der Güterverkehr auf den Bahnhöfen Tiefstack, Billwärder und Schiffbek - Kirchsteinbek durch die Industriebahn zu erfolgen sollte. Sobald diese Verhandlungen von uns abschließend zusammengefasst wurden erhoffen wir weitere Erkenntnisse.

Die industrielle Erschließung kam nicht wie anfänglich gehofft zustande und der Haltepunkt Ohlenburg wurde nach der Still-legung der Ziegelei nur wenig genutzt. Darauf beschloss die Gemeindevertretung in der Sitzung vom 29.4.1925 die Verlegung des Haltepunkts. Der Gemeindevorsteher stellte daher einen entsprechenden, mit der schlechten Anbindung der Gemeinde be-gründeten Antrag am 9.5.1925, dem seitens der Direktion der Südstormarnschen Kreisbahn am 4.6.1925 im Einvernehmen mit der Kleinbahnkommission Zustimmung erteilt wurde. Dies wird im Kreisblatt für Stormarn am 21. Dezember 1925 angekündet. Im Januar 1926 verkündet selbiges Kreisblatt die Eröffnung der neuen Haltestelle zum 1. Februar 1926. Im obigen Gleisplan ist diese Situation dargestellt, rechts die durchgekreuzte Haltestelle Ohlenburg und links die neue Haltestelle Kirchsteinbek.

An dieser Stelle soll auch noch der Antrag für eine Sandtransportbahn aus dem Jahr 1917 des O. Lange Erwähnung finden. Dieser ist vermutlich mit der Erhöhung der Berlin - Hamburger - Bahn zwischen Hauptbahnhof und Bergedorf in Verbindung zu bringen. Der Sand der Boberger Dünen war ja schon für die Erhöhung von Hammerbrook und zum Bau des Hauptbahnhofs durch Stormarner Gebiert zu den Baustellen transportiert worden.

Aus einer Landkarte der Königlichen Preußischen Landesauf-nahme von 1878 in Wandsbek, berichtigt 1913 mit Nachträgen von 1925 ist vom Fund einer Feldbahn zu berichten. Diese verlief von der Ohlenburger Ziegelei im rechten Winkel zur Kreisbahn und unterquerte diese. Diese Unterführung wurde nach den noch nicht vollständig gesichteten Unterlagen von dem Besitzer H. A. Lange beantragt und finanziert, Datum wird nachgeliefert. Hier soll Ton von einer Kuhle am Geesthang zur Ziegelei transportiert worden sein. Ob diese beiden Funde in Zusammenhang zu bringen sind muss die Zukunft zeigen. 

Am 23. Juni 1929 wird der Antrag der Kreiskleinbahnkommission  zur Umbenennung der Haltestelle Kitchsteinek in Billstedt - Ost eingereicht. Dies wurde mit der Zusammenlegung der Landgemeinden Schiffbek - Kirchsteinbek - Öjendorf zur Landgemeinde Billstedt begründet.  

Dieser Ausschnitt aus einer Postkarte zeigt die Haltestelle Billstedt - Ost ca. im Jahr 1938. Sehr schön ist im unteren Bereich der Verlauf des Mühlenbaches zu erkennen. Die Straßenführungen in der Umgebung sind noch nicht umgebaut. Bei sehr starker Vergrößerung lassen sich auf dem Bahnsteig zwei Masten erahnen. Ob diese eine Beleuchtung oder Telefonleitung beherbergten ist nicht auszumachen, einen Unterstand für Reisende sucht man verzweifelt.

Am 13.9.1974 kann in der Steigung An der Kreisbahn die AKN Lok aus Kiel V2.016 mit einem Güterzug zum Bundesehrdepot nach Glinde fotografisch festgehalten werden.

Am Nikolaustag des Jahres 1977 erfährt die Kreisbahn erstmalig nach der Stilllegung wieder Kleinbahnflair unter Dampf. Die Arbeitsge-meinschaft Geesthacht e.V. hat ihre Lok Nr. 1 aufgearbeitet und die Probefahrt führte nach Glinde. Auf der Steigung nach Boberg - Havighorst musste sie hier ordentlich angeheizt werden. An dieser Stelle lag rechts der Bahn früher einmal der Haltepunkt Ohlenburg.

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